Klang- und Lichtkunst in der Kirche
SILENCE – der andere Advent
Ein Klangbild aus dem Augustinerkloster Erfurt
Die Adventszeit einmal anders erleben – dies ermöglichte die Installation SILENCE vom 27.11.21 bis 06.01.22 in der Augustinerkirche Erfurt. Rund 10.000 Menschen kamen, um die Bilder und Klänge des Klosters und seiner Umgebung auf sich wirken zu lassen.
Projektumfang
- Künstlerische Konzeption
- Aufführungskonzeption
- Foto- und Tonaufnahmen
- Komposition
- Technische Planung und Umsetzung
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Kooperation mit lokalen Akteuren
- Dokumentation
Kuration + Produktion
- GENIUS LOCI, Weimar
Veranstalter
- Ev. Augustinerkkloster zu Erfurt
Veranstaltungstechnik
- ReBeam GmbH, Berlin
SILENCE bei MDR Kultur
Radio-Beitrag von Blanka Weber vom 08.12.2021 hier anhören:
Hier die SILENCE-Dokumentation anschauen
Zusammenschnitt der 30-minütigen Aufführung auf 15 Minuten
10.000 Besucher erleben SILENCE in der Augustinerkirche
Einen »anderen Advent« wünscht sich Augustinerpfarrer Bernd S. Prigge für 2021 und beauftragt uns über Genius Loci mit einer Installation für seine Kirche in Erfurt. Das Klangbild SILENCE – DER ANDERE ADVENT findet so großen Anklang, dass es noch bis ins neue Jahr hinein verlängert wird. In den fast sechs Wochen erleben es mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher. Für die Kuration und Produktion zeichnet Hendrik Wendler vom Thüringer Video- und Projektionskunstfestival Genius Loci verantwortlich.
Hendrik Wendler, Genius Loci:
»Mit SILENCE haben Area Composer erneut einen ‚perfect match‘ für eine anspruchsvolle Aufgabe erbracht. Für uns von Genius Loci war die Anfrage der Gemeinde der Augustinerkirche in Erfurt nach einer künstlerischen Inszenierung zur Adventszeit sehr wertvoll und wichtig, und natürlich wünschten wir uns ein Ergebnis, das zugleich wirkmächtig ist, die dunkle Adventszeit erhaben illuminiert, aber zu keiner Zeit ins Gedankenlose, Kaleidoskophafte abdriftet. SILENCE trifft diese Anforderung perfekt. Die sich behutsam vom Alltäglichen ins Sakrale verdichtenden Geräusche und Bildwelten entschleunigen und berühren auf die einzigartige und sichere Art und Weise, wie sie nur die Künstler von Area Composer zu realisieren vermögen.«
270-Grad-Projektion mit 3-D-Klang
Während unseres fünftägigen Besuchs im September 2021 machen wir tausende von Fotografien und viele Stunden Tonaufnahmen in der Erfurter Altstadt, aus denen wir das Klangbild komponieren. So ist SILENCE nicht nur ein Porträt des Augustinerklosters, sondern führt die Betrachter auch über Plätze und Gassen zu anderen bedeutenden Bauwerken der Stadt, wie etwa der Predigerkirche, dem Dom und der Barfüßerkirche.
Fünf Tage vor der Premiere sind wir wieder in Erfurt, um den Aufbau zu begleiten und die Komposition an den Kirchenraum anzupassen. Mit einer Mapping-Software werden die Bilder genau der Form der Wände angepasst, so dass sie den gesamten Chorraum der Augustinerkirche erfüllt. Drei Hochleistungsbeamer auf der Empore ermöglichen die 270-Grad-Projektion. Damit die historischen Chorfenster auch bei Dunkelheit sichtbar bleiben, werden sie als eigene Bildebene Teil der Komposition. Die Klänge werden über die kircheneigene Soundanlage eingespielt und entfalten sich in dreidimensionaler Klangcharakteristik. Die gesamte Installation wird über einen Medienserver ferngesteuert. Die Technik bleibt für die Kirchenbesucher unsichtbar – das Klangbild scheint sich aus der Kirchenarchitektur selbst zu entwickeln.
Die 5 Stationen von SILENCE
Wir komponieren SILENCE als fließendes Triptychon , in dessen Zentrum die mittelalterlichen Chorfenster der Augustinerkirche stehen. Die 30-minütige Komposition folgt einer festen Dramaturgie, in der Bilder und Klänge aufeinander reagieren. Zwei verschiedene Soundtracks mit unterschiedlicher Instrumentierung wechseln sich ab. Das Klangbild umfasst 5 Stationen:
1 ANKUNFT
Glockenklänge rufen die Besucher herbei. Die Ankommenden tragen die Geräusche der Stadt noch mit sich, während sie in ein Meer aus Orgelpfeifen eintauchen, die sich nach und nach mit den steinernen Fensterbögen der verschiedenen Erfurter Kirchen vermischen. Die vertikalen Strukturen der Orgelpfeifen und Fenster nehmen die Höhe der Kirche auf und lenken den Blick nach oben. Das tonale Hauptmotiv wird erstmals angestimmt und von der Orgel aufgenommen.
2 REISE DURCH RAUM UND ZEIT
Der Weg führt hinaus vor das Kloster und in die Stadt, durch enge Gassen und weite Plätze zu den markantesten Bauwerken, wie Rathaus und Dom. Der Blick wandert von links nach rechts und wieder zurück, man gewinnt den Eindruck, die Gebäude würden sich an den gegenüberliegenden Kirchenwänden spiegeln – ein Wechsel von Spannung und Ruhe, Hell und Dunkel, scheinbar Tag und Nacht. Chorstimmen und Orgelklänge versetzen die Besucher in die mittelalterliche Zeit Luthers; Akzente aus Field-Recordings (Original-Tonaufnahmen aus Erfurt) holen sie wieder zurück ins Hier und Jetzt.
3 WEG ZUR INNEREN RUHE
Zurück im Kirchenraum lassen sich verschiedene Details von Skulpturen, Gemälden und Schriftrollen aus dem Kloster und aus anderen Kirchen entdecken. Sie manifestieren sich aus den Mauerstrukturen und wirken wie Erscheinungen oder zufällige Besucher. Dabei wird das Spiel des Triptychon besonders deutlich: Die Bilder der linken Wand scheinen die Geschehnisse auf der rechten Wand zu kommentieren. Chorstimmen im authentischen Kirchenraumklang lassen die Zuhörerinnen und Zuhörer immer mehr zur Ruhe kommen, bis schließlich eine beschwingte Melodie von Flöte und Orgel ein Fest einzuläuten scheint.
4 ZWISCHEN TRAUM UND WIRKLICHKEIT
Das Farbenspiel der Buntglasfenster aus der Augustinerkirche erfüllt den gesamten Chorraum. Konkrete Details verschwimmen zu abstrakten Strukturen und beflügeln die Phantasie. In übergroßer Darstellung offenbaren die Fenster nie zuvor gesehene Details und erzählen uralte Geschichten. Der Sound versetzt die Besucherinnen und Besucher in eine mystische, phantastische Welt. Variationen der Instrumentierung verändern die Wahrnehmung. Ist dies nur ein Traumgebilde oder Wirklichkeit?
5 ADVENTLICHER AUSKLANG
Die Vielfalt der Farben mäandert nach und nach in einen festlichen Glanz aus Details von Fenstern und Kronleuchtern. Die adventliche Stimmung wird durch den Schein von Kerzen verstärkt, ein Glockenspiel nimmt das tonale Hauptmotiv auf. Alltagsgeräusche holen die Besucher wieder zurück und stimmen sie auf den Abschied aus der Kirche ein. Die leise Melodie wird sie bis nach Hause begleiten. Orgelpfeifen leiten den Loop ein, die Reise beginnt von Neuem.
Augustinerpfarrer Bernd S. Prigge:
»Wir sind unendlich dankbar für die Realisierung dieses Klangbilds, das viele Menschen aus Erfurt und darüber hinaus berührte. Wir danken dem Künstlertrio für sein inspirierendes Werk. Im zweiten Coronajahr hat das Projekt viele angesprochen, getröstet und ermutigt.«