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Road Movie in unfassbarer Langsamkeit

KARI-K’AMI – eine Kamerafahrt von Georgien nach Armenien

Video-Sound-Installation in der Reuschenberger Mühle Leverkusen

Wo ist der richtige Ort, um von einer Reise zu erzählen? Es ist der Ort der Heimkehr. Dort, wo wir das Mitgebrachte auspacken und alle Eindrücke ordnen: Unser Atelier in der Reuschenberger Mühle in Leverkusen. Dort wollen wir unser Werk Kindern und Jugendlichen zeigen, die Area Composing noch nie zuvor erlebt haben. Wie würden sie diese unendlich langsame Fahrt durch den Kaukasus wahrnehmen?

Das Area Composing KARI-K’AMI wurde am 18. August 2022 erstmals vor Schülerinnen und Schülern einer Düsseldorfer Gesamtschule aufgeführt, die selbst mit audiovisuellen Projektionen experimentieren. Ihre Reaktionen haben uns begeistert:

»Es ist wirklich eine Kunst, die Zuschauer so zu täuschen. Es scheint, als ob alles mal ein Bild war, welches sich nach und nach geändert hat.« – Lea (16)

»Ich habe auf den Bildern viele verschiedene Sachen gesehen, die dort gar nicht abgebildet waren.« – Noreli (13)

»Die Musik passte so gut, dass ich manchmal dachte, ich wäre live an diesem Ort.« – Anissa (13)

»Es ist beeindruckend, wie jedem ganz andere Gedanken in den Kopf kamen. Dies unterscheidet uns alle voneinander – the way our minds work.« – Jagoda (16)

»Ich fand’s toll, dass der Fotograf nicht nur Bilder von den „schönen“ Seiten des Landes gemacht hat. Meiner Meinung nach gibt es kein Schön und Hässlich. Alles ist auf seine Weise schön, man muss die Schönheit nur entdecken.« – Maja (16)

Kaukasischer Fahrtwind in einer Bild-Klang-Komposition

KARI-K’AMI – das sind die georgischen und armenischen Wörter für Fahrtwind. Dieser Fahrtwind durchzieht das Area Composing als Leitmotiv im Sound und in den Bildern. Peter Hölscher nimmt die Fotografien auf seiner Reise von Georgien nach Armenien aus einem fahrenden Auto heraus auf. Was die Kamera in diesen unwiederbringlichen Augenblicken der Reise einfängt, kann er nur bedingt kontrollieren. Erst nach seiner Rückkehr offenbart sich der Schatz – ein spannungsvoller Moment. Bei der Bildentwicklung kristallisiert er intensive Farben und erstaunlich konkrete Motive heraus. Seine Bildkomposition zeigt die bizarren Eingriffe des Menschen in die archaische Landschaft des Kaukasus und die Zerstörung durch Erdbeben und Krieg: Trümmerfelder, aus denen neues Leben erwächst.

Die Gleichzeitigkeit von Schönheit und Verfall, Freude und Schmerz prägt auch die Klangkomposition, die Ronald Gaube auf die Dramaturgie der Bilder aufbaut. Sounds der für die Gegend typischen Instrumente wie Duduk und Dhol vermischen sich mit Orgel- und Streicherklängen, Industrie- und Naturgeräuschen. Die Stimmen der Landschaft und der Menschen dringen durch den Fahrtwind und scheinen die Geschichte dieses Ursprungsorts unserer Kultur zu erzählen. Ein besonderer Sound-Moment ist das von Dorothee Pilavas live eingespielte Sopransaxofon am Ende der Komposition.

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Kinder und Jugendliche erleben Area Composing

Wie erleben Kinder und Jugendliche Area Composing? Können sie die extreme Langsamkeit der Bilder aushalten, ohne dass es langweilig wird? Wie nehmen sie die Intensität des Sounds auf? Wir waren gespannt, als Techniklehrer Uwe Pongs von der Freien Christlichen Gesamtschule Düsseldorf mit seiner Projektgruppe in unser Atelier kam. 25 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren stiegen die Treppen der Reuschenberger Mühle hoch und staunten über das alte Gemäuer, in dem sich moderne Technik versteckt. Tausend Fragen stürmten auf uns ein, doch als KARI-K’AMI startete, wurde es still. Begeisterung, Faszination und die unterschiedlichsten Assoziationen waren das Resultat der 30-minütigen Aufführung – und dann wollten sie direkt das nächste Area Composing erleben.